Vielfalt an Schweizer Börsen – quo vadis?
Diversity Report Schweiz 2021 analysiert 231 börsenkotierte Unternehmen sowie 7'656Schweizer Aktiengesellschaften mit über 50 Mitarbeitenden.
Zürich, 3. Juni 2021
Zum zweiten Mal legt die GetDiversity GmbH mit ihrem Diversity Report Schweiz die bisher einzige Vollerhebung vor über die Geschlechtervielfalt in 231 Geschäftsleitungen und 7’656 Verwaltungsräten der Schweizer Unternehmen (Stand Februar 2021). Die zeitliche Nähe zum seit 1. Januar 2021 geltenden Aktienrecht, das börsenkotierten Unternehmen mit Sitz in der Schweiz Geschlechterrichtwerte von 30 % in Verwaltungsräten und 20 % in Geschäftsleitungen vorschreibt, ist bewusst gewählt. Die Ermittlung des aktuellen Status quo ermöglicht die Entwicklung zum Erreichen der Geschlechterrichtwerte in den Unternehmen anhand des jährlich erscheinenden Diversity Report nachzuvollziehen.
Ein besonderes Augenmerk galt dieses Mal den zehn grössten Firmen der Schweiz, die mit ihren insgesamt über eine Million Beschäftigten auch eine Vorbildfunktion in der Personalpolitik haben. Mit einem Frauenanteil von über 30 % im Verwaltungsrat, über 20 % in der Geschäftsleitung und über 30 % bei den Zeichnungsberechtigten führt die Zurich Insurance Group die Liste der Top Ten an. Weitere Unternehmen auf den vorde-ren Rängen sind UBS und Nestlé mit ebenfalls 30 % Frauen in den Verwaltungsräten sowie Lafarge Holcim, ABB und Roche mit über 20 % Frauenanteil in den Geschäftsleitungen. Damit sind alle gemeinsam schon jetzt nahe an den gesetzlichen Vorgaben.
Noch sind diese Firmen allerdings die Ausnahme. Ihnen gegenüber stehen 83 der insgesamt 231 an Schweizer Börsen kotierten Unternehmen (36 %) mit rein männlich besetzten Verwaltungsräten, 134 (58 %) ohne eine einzige Frau in der Geschäftsleitung und 51 (22%), die keinerlei Frauen als Zeichnungsberechtigte haben.
Es bleibt also noch einiges zu tun, für die 231 börsenkotierten Unternehmen bis zur Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben. Gleiches gilt für die Gesamtheit der analysierten Firmen. Denn von den insgesamt 7'656 ausgewerteten Aktiengesellschaften haben 4'908 (64 %) keine Frau in ihrem Verwaltungsrat. Positiv hingegen ist, dass immerhin 1'495 (20 %) der Unternehmen bereits jetzt die Geschlechterrichtwerte für Verwaltungsräte von börsenkotierten Firmen einhalten.
Erweiterter Horizont
Um die Herausforderungen des neuen Aktienrechts erfolgreich zu bewältigen, geht der Diversity Report Schweiz 2021 deutlich über eine Datenanalyse hinaus und bietet umfangreichen zusätzlichen Nutzen. Was beispielsweise die Anwendung des neuen Aktienrechts für die Wirtschaftsprüfung und Revision von börsenkotierten Unternehmen bedeutet und die Verantwortlichen in den Firmen darüber wissen sollten, erläutern Claudia Mattig, CEO und Mitinhaberin von Mattig-Suter und Partner sowie Mitglied des Verwaltungsrates und Vorstandsausschusses von EXPERTsuisse, und Dr. Marius Klauser, Direktor und CEO von EXPERTsuisse, in einem ausführlichen Interview. Wie bereits kleine Veränderungen in der Beförderungs- und Rekrutierungsstrategie grosse Wirkung auf die Vielfalt in Führungsgremien haben können, vermitteln u. a. die Diversity-Expertinnen Prof. Dr. Gudrun Sander, Direktorin Competence Centre for Diversity and Inclusion an der Universität St. Gallen, und Esther-Mirjam de Boer, Co-CEO von GetDiversity. Ihre Fachbeiträge werden jeweils durch per QR Code abrufbare Interviews ergänzt.
Gleiche Richtwerte und Chancen
Die Geschlechterrichtwerte gelten gleichermassen für Männer und Frauen – keinesfalls ausschliessslich für Frauen – das macht Dr. Marius Klauser im Interview (Diversity Report Schweiz 2021, S. 6) eindeutig klar. Damit räumt er ein mögliches Missverständnis aus, das allerdings häufig auftritt, wenn es um den Begriff «Förderung» im Zusammenhang mit angemessener Geschlechtervertretung geht. Um dem gezielt entgegenzuwirken haben die Autorinnen des Diversity Reports Schweiz und CEOs von GetDiversity, Carla Kaufmann und Esther-Mirjam de Boer, in diesem Jahr die Diversity!Association gegründet. Der Verband engagiert sich als Know-how-Ecosystem für die Chancengerechtigkeit und Gleichberechtigung aller erwerbswilligen Talente in der Arbeitswelt auf Basis ihrer Fähigkeiten – unabhängig vom Geschlecht.
Setzen auf Talente – die Schweizer «Diversity Champions»
Es scheint, die 267 «Diversity Champions» unter den diesjährigen ausgewerteten Aktiengesellschaften haben das Prinzip «Talent vor Geschlecht» längst verstanden. Gemeint sind damit Unternehmen, die eine Geschlechtervertretung von 50 % Frauen und 50 % Männern im Verwaltungsrat und bei den Zeichnungsberechtigten vorweisen, weshalb der Diversity Report Schweiz 2021 sie als «Diversity Champions» auszeichnet.
Die Schweizer «Diversity Champions»
Es geht auch anders. Das haben zumindest 274 der ausgewerteten Firmen längst erkannt und belegen dies mit einer Geschlechtervertretung von 50 % Frauen und 50 % Männern im Verwaltungsrat und bei den Zeichnungsberechtigten, weshalb derDiversity Report Schweiz sie als «Diversity Champions» auszeichnet.
Zu diesen Unternehmen gehören unter anderem
• als Firmen mit über 500 Mitarbeitenden:
- Peter Steiner Holding AG, Zürich,
- YX Magnetic SA, Sierre
• als älteste Firmen, 1883 im HR eingetragen:
- Hotel Europe Davos AG, Davos,
- Effingermedien AG, Brugg
• als Firmen mit jeweils sechs Verwaltungsrätinnen und den grössten VR-Teams:
- Groupe Médical de Versoix SA, Versoix
- Valmont Group Holding SA, Genf
- EF Education First AG, Zürich
- Montanstahl SA, Stabio
- Informaticon AG, Frutigen
- Alters- und Pflegezentrum Au AG, Steinen
Diversität statt Inzucht
Was ist das Gegenteil von Diversität? oder, anders gefragt: Warum diese «Klimmzüge» für eine gute Durchmischung? Warum macht Vielfalt Unternehmen wettbewerbs- und widerstandsfähiger? «In der Natur fällt die Antwort eindeutig aus. Hier ist fehlende Diversität gleichbedeutend mit Monokultur und Inzucht – und die ist kein nachhaltiger Zustand. Denn dass die Ausgrenzung von fremdem Erbgut mittel- bis langfristig schwach, kurzlebig und schwachsinnig macht, ist bekannt», erläutert Esther-Mirjam de Boer.
Laut einer Harvard-Studie hat sich die noch in den 1960er Jahren prognostizierte Lebensdauer von 60 Jahren eines S&P-500-Unternehmens auf zwischenzeitlich 18 Jahre verkürzt. Ist das die Konsequenz mangelnder Diversität? Dazu de Boer: «In den vergangenen Jahrzehnten sind die Schablonen für vermeintlich gute Mitarbeitende extrem eng geworden, weil man auf Nummer sicher gehen will. Damit fallen viele Talente ausserhalb dieser Standards durchs Raster, was die Diversität reduziert und blinde Flecken fördert.»
Die Publikation des Diversity Report Schweiz 2021 wurde aktiv unterstützt durch die Mitherausgeber EXPERTsuisse und Swiss Ladies Drive und ermöglicht auch dank der Unterstützung der Schweizerischen Post.
1) Methodik Diversity Report Schweiz 2021: GetDiversity hat die Handelsregister-Daten aller Aktiengesellschaften mit über 50 Mitarbeitenden abgefragt und mit Hilfe von künstlicher Intelligenz nach Geschlechterverteilung ausgewertet und statistisch analysiert. Die Auswertung erfolgte auf Basis der Vornamen der eingetragenen Personen. Doppeldeutige Namen wie z.B. Andrea und Dominique wurden von Hand recherchiert und zugeordnet. Stichproben ergaben eine Genauigkeit von über 98%.
Hintergrundinformationen:
Seit 2007 unterstützt GetDiversity Unternehmen erfolgreich dabei, die Vielfalt in ihren Führungsgremien auf allen Stufen auszubauen und nutzbar zu machen. Für Verwaltungsräte und Geschäftsleitungen bietet GetDiversity Rekrutierungsprozesse an, die die Qualifikation für die Strategie- und Führungsarbeit und gleichzeitig die Chancengerechtigkeit fördern. GetDiversity ist in der Schweiz Marktführerin bei der Vermittlung von Verwaltungsrätinnen und die zweitgrösste Board-Search-Firma der Schweiz. Die beiden Eigentümerinnen Esther-Mirjam de Boer und Carla Jane Kaufmann haben die Firma seit der Übernahme 2016 zu einem TalentTech-Unternehmen weiterentwickelt, das mittels BigData-Lösungen 50%/50% qualifizierte Frauen und Männer für jedes Mandat finden kann. www.getdiversity.ch
Ansprechpartner für weiterführende Informationen und Bildmaterial:
Esther-Mirjam de Boer
GetDiversity GmbH
Margrit-Rainer-Strasse 11c
8050 Zürich
Tel.: +41 78 820 86 96
E-Mail: e.deboer@getdiversity.ch
Vielfalt in Schweizer Verwaltungsräten im Jahr 2020 –19% top – 67% flop
Zürich, 3. September 2020
Erstmals gibt es mit dem Diversity Report Schweiz 2020 eine Vollerhebung über die Geschlechtervielfalt in Verwaltungsräten der Schweizer Unternehmen. Dafür dienten als Analysebasis die Daten der 7'605 (Stand Juli 2020) im Schweizer Handelsregister eingetragenen Aktiengesellschaften mit mehr als 50 Mitarbeitenden. Die Auswertung 1) erfolgte durch die GetDiversity GmbH mit der Absicht, Transparenz zu schaffen über das noch ungenutzte Potenzial fähiger sowie vielfältiger Talente, mit dem Schweizer Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit wirksam sichern und ausbauen könnten.
Das Ergebnis: es gibt einen Lichtstreifen am Horizont. Immerhin 19% bzw. 1’453 der untersuchten Firmen haben eine Geschlechtervielfalt in der Bandbreite von 30% - 70% und halten damit die bald gültigen Geschlechterrichtwerte für Verwaltungsräte von börsenkotierten Unternehmen bereits freiwillig ein. Deutlich über diesem Ziel und damit besonders positiv präsentieren sich 274 Schweizer Unternehmen mit einer 50 / 50 - Verteilung sowohl im Verwaltungsrat wie bei den eichnungsberechtigten. Sie werden im vorliegenden Report als «Diversity Champions» bezeichnet.
Die Schattenseite: 67% bzw. 4’961 der ausgewerteten Unternehmen haben keine einzige Frau in ihrem Verwaltungsratsteam, 132 keinen Mann. Ähnlich düster ist das Bild bei der Geschlechterdurchmischung bei allen handelsrechtlich Verantwortlichen (VR & Zeichnungsberechtigte): 2’965 arbeiten ohne Frauen, 67 ohne Männer. Das bedeutet 40% der analysierten Firmen arbeiten ohne Durchmischung bei ihren Verantwortungsträgern.
Insgesamt 3'528 Verwaltungsratssitze von mittelständischen und grossen Unternehmen in der Schweiz, das entspricht 14% der VR-Sitze in den analysierten Firmen, erden von Frauen ausgefüllt. Es gibt demnach bereits deutlich mehr Frauen mit Verwaltungsratserfahrung, als häufig angenommen oder behauptet wird, die diese einbringen resp. für eine bessere Geschlechterdurchmischung sorgen könnten.
In Anbetracht dieser Zahlen wird deutlich, dass das Gros der analysierten Unternehmen entscheidende Wettbewerbsvorteile verschenkt. Dass gemischte Teams dank ihrer Vielfalt hinsichtlich z. B. Lösungskompetenz, Innovationskraft und Risikoabwägung erfolgreicher und profiltabler sind, ist hinreichend bewiesen und bekannt. Ihre volle Wirkung entfaltet Diversität ab einem Anteil von mindestens 30%, belegt die Verhaltensforschung. Mit einem durchschnittlichen Frauenanteil von 14 % in den Verwaltungsräten und 19 % bei den Zeichnungsberechtigten ist die Vielfalt bei den untersuchten Firmen noch nicht ausreichend wirksam. Das Potenzial, die nternehmerischen Erfolgschancen strukturell zu verbessern ist dementsprechend hoch.
Die Schweizer «Diversity Champions»
Es geht auch anders. Das haben zumindest 274 der ausgewerteten Firmen längst erkannt und belegen dies mit einer Geschlechtervertretung von 50 % Frauen und 50 % Männern im Verwaltungsrat und bei den Zeichnungsberechtigten, weshalb derDiversity Report Schweiz sie als «Diversity Champions» auszeichnet.
Zu diesen Unternehmen gehören beispielsweise
Überraschend in diesem Zusammenhang ist, dass der Kanton Appenzell Innerrhoden, der 1991 als letzter in der Schweiz das Frauenstimmrecht auf kantonaler Ebene einführte, mit 13% den höchsten Anteil an «Diversity Champions» hat.
Fix the system – not the women
«Wollen wir zukünftig mehr Schweizer Unternehmen, die sich auf den Weg zum ‘Diversity Champion’ machen oder zumindest die 30% Marke überschreiten, ist ein Kulturwandel in diesen Firmen unumgänglich», konstatiert Esther-Mirjam de Boer, Mitinhaberin und Geschäftsführerin der GetDiversity GmbH.
Bei Unternehmen, denen die Frauen auf dem Weg zur obersten Führungsebene verloren gehen, spricht man von einer «leaking pipeline». Bei Ölfirmen ist es klar, dass eine leckende Pipeline am Rohr behoben wird, nicht am Öl. Manche Führungskräfte glauben immer noch, dass eine «leaking pipeline» in ihrem Talentepool bei den Frauen zu beheben ist, statt im Unternehmen. «Mehr und mehr Firmen kommen jedoch zur Einsicht, dass die Firmenkultur, der Umgang, die Strukturen, Prozesse und ewohnheiten Teil des Problems sind und verändern deswegen das System. Frei nach dem Motto: fix the system – not the women.», schliesst die Expertin für Vielfalt und inkludierende Kultur ihre Erläuterung ab. Die Publikation des Diversity Report Schweiz 2020 wurde aktiv unterstützt durch die itherausgeber Die Schweizerische Post und Swiss Ladies Drive sowie die Partner AMAG, Berner Kantonalbank und SBB.
Hinweis: Nahezu zeitgleich mit dem Diversity Report Schweiz erscheint am 10. September 2020 der Advance und HSG Gender Intelligence Report 2020 (www.advance-hsg-report.ch). In diesem werden die Beförderungsketten über alle Hierarchiestufen analysiert, basierend auf Strukturdaten aus 75 Schweizer Grossunternehmen. Damit ergänzen sich die beiden Untersuchungen optimal, um ein Gesamtbild zur Geschlechterdurchmischung der Schweizer Wirtschaft in der Breite und in der Tiefe zu zeichnen.
1) Methodik: GetDiversity hat die Handelsregister-Daten aller Aktiengesellschaften mit über 50 Mitarbeitenden abgefragt und mit Hilfe von künstlicher Intelligenz nach Geschlechterverteilung ausgewertet und statistisch analysiert. Die Auswertung erfolgte auf Basis der Vornamen der eingetragenen Personen. Doppeldeutige Namen wie z.B. Andrea und Dominique wurden von Hand recherchiert und zugeordnet. Stichproben ergaben eine Genauigkeit von über 98%. Die grössten Banken und Versicherungen wurden aus dieser Erhebung ausgeschlossen, da diese überproportional viele Zeichnungsberechtige bzw. Tochtergesellschaften haben, die die Ergebnisse verzerren.
Hintergrundinformationen:
Seit 2007 unterstützt GetDiversity Unternehmen erfolgreich dabei, ihre Diversität auszubauen und nutzbar zu machen. Für Verwaltungsräte und Geschäftsleitungen bietet GetDiversity Rekrutierungsprozesse an, die die Qualifikation für die Strategiearbeit und gleichzeitig die Chancengerechtigkeit fördern.
GetDiversity ist in der Schweiz Marktführerin für Geschlechterdurchmischung. Die beiden Eigentümerinnen Esther-Mirjam de Boer und Carla Jane Kaufmann haben die Firma seit der Übernahme 2016 zu einem TalentTech-Unternehmen weiterentwickelt, das mittels BigData-Lösungen qualifizierte Frauen für jedes Mandat finden kann.
Eine InclusiveCulture macht Vielfalt in Unternehmen erst nachhaltig wirksam. Immer mehr Unternehmen vertrauen auf die Strategieberatung von GetDiversity für die kulturelle Transformation ihrer Unternehmen hin zu mehr Kooperation und Vielfalt.
Ansprechpartner für weiterführende Informationen und Bildmaterial:
Esther-Mirjam de Boer
GetDiversity GmbH
Margrit-Rainer-Strasse 11c
8050 Zürich
Tel.: +41 78 820 86 96
E-Mail: e.deboer@getdiversity.ch